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#Demenz #Fürsorge #Familienroman #Erinnerung #Heitermelancholisch #DerBademeisterohneHimmel
Dies sind die Erkenntnisse aus diesem Buch.
Erstens, Eine ungewöhnliche Beziehung als emotionaler Mittelpunkt, Ein zentrales Thema ist die Verbindung zwischen der jungen Erzählerin und dem ehemaligen Bademeister, die sich nicht in klassische Kategorien pressen lässt. Es ist keine einfache Familiengeschichte und auch keine reine Freundschaft, sondern ein Band, das durch geteilte Zeit, Fürsorge und gegenseitige Aufmerksamkeit wächst. Der Roman zeigt, wie solche Beziehungen entstehen: durch wiederkehrende Begegnungen, kleine Verpflichtungen, gemeinsame Routinen und das stille Einverständnis, füreinander da zu sein. Dabei entsteht eine besondere Spannung, weil beide Figuren auf unterschiedliche Weise nach Halt suchen. Die Erzählerin sucht Orientierung und einen Platz in der Welt, während der Bademeister zunehmend Halt im Moment findet, weil die Vergangenheit brüchig wird. Aus dieser Konstellation entstehen Szenen, die zugleich leicht und ernst sind. Die Beziehung wird zum Spiegel dafür, wie Menschen einander tragen können, ohne sich zu besitzen, und wie Zuneigung gerade dann sichtbar wird, wenn Sprache und Erinnerung nicht mehr zuverlässig sind.
Zweitens, Demenz als Erfahrung von Wandel und Verlust im Alltag, Der Roman nähert sich der Demenz nicht über medizinische Erklärmodelle, sondern über ihre Auswirkungen im täglichen Leben. Wichtig ist dabei die Erfahrung des schleichenden Wandels: Vertrautes wird unsicher, Abläufe müssen neu gedacht werden, und die Umgebung reagiert mal geduldig, mal überfordert. Die Geschichte macht verständlich, dass Demenz nicht nur den Betroffenen verändert, sondern auch alle, die in Beziehung zu ihm stehen. Für die Erzählerin wird jeder Tag zu einer Mischung aus Verantwortung, Hilflosigkeit und überraschenden Momenten von Klarheit. Der Bademeister erscheint nicht als bloßes Objekt der Pflege, sondern als Mensch mit Würde, Eigenheiten und einer Vergangenheit, die nur noch in Splittern aufscheint. Gerade in den kleinen Situationen zeigt sich, wie schwierig es ist, zwischen Schutz und Freiheit abzuwägen. Der Roman verdeutlicht, wie man lernen kann, das Gegenüber nicht auf das Defizit zu reduzieren, sondern die verbleibenden Möglichkeiten ernst zu nehmen, auch wenn sie sich ständig verschieben.
Drittens, Erinnerung, Identität und die Frage, wer wir ohne Geschichte sind, Ein weiteres wichtiges Thema ist die enge Verknüpfung von Erinnerung und Identität. Wenn Erinnerungen verblassen oder sich verformen, verändert sich auch das Selbstbild, sowohl beim Betroffenen als auch bei den Menschen um ihn herum. Der Bademeister steht für diese Fragilität: Er war einmal jemand mit Aufgabe, Anerkennung und Verantwortung, doch mit dem Fortschreiten der Krankheit lösen sich die Koordinaten seines Lebens auf. Für die Erzählerin entsteht daraus eine existentielle Frage: Was bleibt von einem Menschen, wenn Erzählungen, Daten und sichere Zuordnungen verschwinden. Der Roman arbeitet dabei mit dem Kontrast zwischen dem, was äußerlich sichtbar ist, und dem, was innerlich weiterwirkt. Identität zeigt sich nicht nur in biografischen Fakten, sondern auch in Gesten, Vorlieben, Abneigungen und einer bestimmten Art, die Welt zu berühren. So wird Erinnerung weniger als Archiv verstanden, sondern als Beziehungsgeschehen: Wer sich erinnert, erinnert auch für andere mit. Das macht die Geschichte zugleich tröstlich und schmerzhaft, weil es Verantwortung und Nähe einschließt.
Viertens, Heiterkeit neben Melancholie: Ton und Erzählen ohne Sentimentalität, Die Wirkung des Romans entsteht stark aus seinem Ton: heiter-melancholisch, klar und gleichzeitig zart. Statt auf große Rührseligkeit zu setzen, arbeitet Pellini mit Präzision im Detail, mit leisen Pointen und mit Situationen, in denen Komik aus der Wirklichkeit selbst wächst. Diese Form der Heiterkeit hat nichts Flaches, sondern wirkt wie ein Überlebensmittel, das den Figuren erlaubt, dem Schweren standzuhalten. Gerade im Umgang mit Krankheit und Abschied ist das eine wichtige Perspektive: Lachen kann Nähe herstellen, ohne das Problem zu leugnen. Melancholie bleibt dennoch präsent, als Grundfarbe einer Geschichte, in der Zeit spürbar verrinnt und Sicherheiten brüchig werden. Der Roman zeigt, wie Gefühle nebeneinander existieren können: Zuneigung und Ungeduld, Dankbarkeit und Überforderung, Hoffnung und Angst. Diese Ambivalenz wirkt glaubwürdig, weil sie dem Alltag ähnelt, den viele Angehörige oder Begleitende kennen. So entsteht eine Erzählweise, die nicht belehrt, sondern erfahrbar macht.
Schließlich, Fürsorge, Grenzen und die Kunst, im Moment zu bleiben, Im Mittelpunkt steht auch die Frage, wie Fürsorge gelingen kann, ohne dass sie die Pflegenden aufreibt oder den Betroffenen entmündigt. Der Roman zeigt, dass Helfen nicht nur aus Handlungen besteht, sondern aus Haltung: aus Geduld, aus Aufmerksamkeit, aus dem Mut, Unvollkommenheit auszuhalten. Die Erzählerin muss lernen, Grenzen zu setzen, weil Mitgefühl allein keine Energiequelle ist. Gleichzeitig lernt sie, den Moment ernst zu nehmen, statt sich ausschließlich an das zu klammern, was früher war oder später sein wird. Gerade im Kontext einer fortschreitenden Krankheit bekommt Gegenwärtigkeit einen besonderen Wert: Ein gelungener Augenblick kann wichtiger sein als eine perfekte Planung. Der ehemalige Bademeister verkörpert diese Verschiebung, weil seine Welt immer stärker aus dem Hier und Jetzt besteht. Daraus entsteht eine stille Lektion für alle Beteiligten: Beziehung ist nicht nur Erinnerung, sondern auch Gegenwart. Der Roman macht erfahrbar, wie man Würde bewahren kann, indem man kleine Freiheiten ermöglicht, und wie Entlastung entstehen kann, wenn man nicht alles kontrollieren will.